Die Kriegergedächniskapelle in Alsdorf

Auszüge aus der Chronik der Pfarre St. Castor

Die Kriegergedächtniskapelle auf dem alten Friedhof hat eine wechselhafte Geschichte. Sie ist der Rest der ältesten Pfarrkirche und wurde um 1480 von der Familie Harff als Chor und Apsis an das nördliche Seitenschiff angebaut.
Wie die volkstümliche Bezeichnung „Burgchor" besagt, bot sie den Platz für die Burgbewohner beim Gottesdienst.

Vor dem Marienaltar in der Apsis stand dazu ein eigener Kirchenstuhl, an dem auch die hölzernen Totentafeln für die Verstorbenen der freiherrlichen Familien hingen (Dieser Stuhl sollte im 19. Jahrhundert einmal zum Streitobjekt zwischen Baron und Pfarrer werden.)
Unter den Steinplatten des Fußbodens war eine Gruft für die Toten der freiherrlichen Familien ausgehoben. Sehr wahrscheinlich sind hier alle Harffs und Blanckarts bestattet worden.

Für die Familie Blanckart ist dies seit 1679 in ununterbrochener Folge belegt, für die Familie Harff eigenartigerweise nur in einem Fall: 1616 für die Ehefrau des Anton von Harff, Lutgard von Nesselrode.

Die letzte Beisetzung war die des Freiherrn Friedrich von Blanckart am 27. September 1912.



Während der Franzosenzeit 1792 bis 1815 trat allerdings eine Unterbrechung ein; die französischen Gesetze untersagten das Begraben von Toten unter dem Fußboden der Kirchen.

Familie Blanckart lies daraufhin eine neue Gruft außerhalb der Kirche an der nördlichen Seitenwand anlegen.
Erst nach der Aufgabe der alten Kirche konnte die ursprüngliche Gruft wieder benutzt werden. Nach dem Abriss des Schiffes wurde der Chorraum geschlossen, indem man den Bogen zum Hauptschiff vermauerte und vor den offenen Giebel eine Wand setzte.
Darin befand sich nun der Eingang, anfangs mit einem Spitzbogen, später mit glattem Sturz.
Das Wappen darüber ist das , das an der Südwand der Familien Blanckart und von Gemmingen.

An der Nordwand sind zwei Vermauerungen zu erkennen. Die eine lässt deutlich auf ein ehemaliges kleines Rundbogenfenster schließen.

Die zweite ist in ihrer Bedeutung bisher unklar geblieben; für eine Türöffnung ist sie zu schmal, für eine Nische ist die Einfassung zu aufwendig, zudem ist die linke Kante nicht mehr im originalen Zustand.

Im Inneren stehen an der nördlichen Seitenwand drei Gedenksteine und zwei Kreuze der Familie Blanckart in gut erhaltenem Zustand.
Die Decke des Chorraumes besteht aus einem Joch mit Kreuzrippengewölbe und Schlussstein.


Die kleine Apsis besitzt einen 3/8 Schluss mit drei Fenstern; das mittlere hat gotisches Maßwerk, die beiden äußeren sind — auch in der Einfassung schmucklos.
Ob die Innenflächen früher eine Bemalung trugen, ist noch ungewiss. Die Grabkapelle war als Rest einer alten Eigenkirche Privateigentum der Familie von Blanckart.
Als Josef Freiherr von Blanckart nach dem ersten Weltkrieg Alsdorf verließ, verwahrloste die Kapelle mehr und mehr.

Die Totentafeln wurden im zweiten Weltkriege von amerikanischen Soldaten verbrannt. Als man die Einrichtung einer Kriegergedächtniskapelle beschloss, schenkte Josef von Blanckart die Kapelle der Pfarre St. Castor und ließ die Gruft räumen.
Das gesamte Gebäude wurde nun gründlich instand gesetzt und am 8. November 1952 durch Domkapitular Heinrich Scharrenbroich seiner neuen Bestimmung übergeben.
Steintafeln mit den Namen der Gefallenen und Vermissten des zweiten Weltkrieges wurden an der südlichen Innenwand angebracht.
1956 wurden an der Westwand auch die Totentafeln der Kriegergedächtnisorgel aufgehängt, allerdings sind sie irgendwann verschwunden. Der Apsisraum der Kapelle wurde mit zwei holzgeschnitzten Figurengruppen geschmückt: mit einer Kreuzigungsgruppe und einem Vesperbild, beide von Josef Janssen (Aachen 1955).






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